Sachkundekurs des GSV Dorsten 1997 e.V.

Keine langweilige Pflichtübung, sondern ein hoch informatives Wochenende mit Unterhaltungswert

Am 3. und 4. Januar absolvierte ich meinen Sachkundekurs beim GSV Dorsten. Bei meinem vor einigen Jahren absolvierten „Schwarzpulverkurs“ eines großen Filialisten und Versandhändlers bin ich nur deshalb nicht vor Langeweile gestorben, weil ich nebenher ständig damit beschäftigt war, Erfrierungen an den Extremitäten zu verhindern (ungeheizte Jagdhütte im Januar…). Meine Erwartungshaltung hielt sich deshalb in engen Grenzen.

Erste positive Überraschung: die Örtlichkeit. Prima Vortragsraum, gemütliche Gastronomie und wie sich später zeigen sollte – ein traumhafter Schießstand.

Zweite positive Überraschung: das Referententeam. Es fängt schon bei eben dieser Entscheidung an, den Kurs als Team zu leiten, ist es doch eine Binsenweisheit, dass es ermüdet, über einen längeren Zeitraum einer einzelnen Stimme zuzuhören. Robert, Uwe und Axel, jeder mit seinem eigenen Spezialgebiet, spielen sich im Verlauf des Wochenendes gegenseitig die Bälle zu, reagieren flexibel auf Zwischenfragen, sind ruhig, geduldig und immer freundlich, kurz: man merkt, sie haben nicht nur Ahnung, sondern auch Spaß an der Sache – und der überträgt sich auch auf die Teilnehmer des Kurses.

Dritte positive Überraschung: das Programm. Der erste Tag gehört der Theorie. In der Anmeldebestätigung wurden die Teilnehmer bereits darauf hingewiesen, dass es sehr sinnvoll ist, bereits im Vorfeld die Prüfungsfragen zu lernen. Klar ist sicher jedem: kaum jemand dürfte in der Lage sein, sich den kompletten Stoff einmal anzuhören und dann die Prüfung zu bestehen. Wenn man aber vorher alles schon gelernt hat, wofür dann der ausführlichen Theorieteil am ersten Tag? Die Antwort lautet: um nicht nur eine Prüfung zu bestehen, sondern um tatsächlich sachkundig zu werden!

Keine Sorge: der Theorieteil orientiert sich natürlich eng am Fragenkatalog, aber die drei Referenten gehen eben nicht monoton Frage für Frage durch und weisen auf die richtige Antwort hin – das kann man in der Tat besser allein zu Hause üben! Stattdessen erläutern sie die einzelnen Themenkomplexe sehr anschaulich und gehen auf die Hintergründe ein. So wird das Gelernte von der vielbemühten grauen Theorie zu echtem, praxisorientiertem Wissen – was dann auch in der Prüfung am Schluss sehr hilfreich ist.

In dem am zweiten Vormittag anstehenden, ausführlichen Praxisteil geht das Team des GSV Dorsten dann weit über das eigentliche Pflichtprogramm hinaus – und das ist ihnen im Nachhinein nicht hoch genug anzurechnen!

Zunächst eine Einführung in die Schießstandaufsicht. Wiederum: nicht nur die trockene Aufzählung der Pflichten, sondern darüber hinaus zahlreiche Tips und Kniffe aus der Praxis – nicht zuletzt auch zum Umgang mit Menschen in dieser Rolle! Danach eine kompakte, aber sehr erhellende Einführung in das sportliche Schießen (Stand, Griff an der Waffe und v.a.: Abzugstraining), dann eine sehr praxisnahe Sensibilisierung für Waffenstörungen und deren Gefahren, schließlich die Möglichkeit, eine ganze Reihe von Kurz- und v.a. auch Langwaffen ausprobieren zu können – gerade für Mitglieder kleinerer Vereine ohne entsprechende Ausstattung an Trainingswaffen (und entsprechend Trainer) wird der Sachkundekurs hier zu einem unbezahlbaren Crashkurs, nicht nur in Sachen Sicherheit beim Umgang mit Schusswaffen, sondern auch in sportlicher Hinsicht.

Am Eindrucksvollsten sicherlich der Abschluss des praktischen Teils, der in der Besichtigung einiger Sonderziele besteht, die vom Team des GSV Dorsten im Vorfeld vor dem Kugelfang des Langwaffenstandes aufgestellt worden waren, um die Auswirkungen von Projektilen deutlich zu machen. Die Teilnehmer machten sich danach sehr ruhig und nachdenklich auf den Weg in die Mittagspause. Dieser Teil sollte m.E. – auch im Rahmen der Jägerausbildung – verpflichtend sein….

Nach dem Mittagessen ging es wieder in den Seminarraum. Neben dem Thema Waffenreinigung stand hier das Thema Waffenstörungen erneut auf dem Plan, diesmal unter dem Aspekt: wie beheben bzw. wie kann ich eine Waffe so sichern, dass ich sie gefahrlos vom Stand und zum Büchsenmacher transportieren kann? Muss noch einmal extra erwähnt werden, dass auch hier nicht nur anschaulich erklärt, sondern auch praktisch vorgeführt wurde?

Nach einer Aufbereitung des Themas „Standaufsicht“ gab es vor der Prüfung dann noch genügend Zeit, offene Fragen zu klären, bevor nach einer kurzen Pause die Bögen ausgeteilt wurden.

Schließlich der gefühlt längste Programmpunkt des Tages: warten auf die Ergebnisse. Erfreulicher Weise haben tatsächlich alle bestanden. Nach einer Manöverkritik fuhren dann alle erschöpft, aber zufrieden nach Hause.

Mein Fazit: ein Sachkundekurs der selbst den ein oder anderen erfahreneren Schützen noch weiterbringen dürfte und der einem über die verbindlich vorgeschriebene Sachkunde hinaus noch mit einem ganzen Paket an praxisrelevantem Wissen ausstattet, dass einem selbst oder anderen am Stand noch sehr nützlich werden könnte. Und das, ohne sich damit in irgendeiner Weise zusätzlich belastet zu fühlen (ganz im Gegenteil). Das Team des GSV Dorsten macht seine Sache einfach toll, man merkt einfach, dass Robert, Uwe und Axel mit Herzblut dabei sind. Von mir eine ganz klare Empfehlung und ein herzliches Glück auf!

Tim Begler

Märker Schützengemeinschaft 1994 e.V.